Petra Funke

Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz

Liebe Freundinnen und Freunde!

Ich bin Petra Funke, 57 Jahre alt, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und seit 17 Jahren als Grüne in verschiedenen Gremien unterwegs. Ich kandidiere für den Wahlkreis 76 Osnabrück Land.

Natürlich sind mir die vielen hier genannten Grünen Themen wie Klima und Umweltschutz, Bildung, Pflege usw. sehr wichtig.

Ich möchte heute allerdings etwas ganz anderes ansprechen. Das Tabuthema Suizid. Suizid verursacht mehr Todesopfer als alle Kriege und Naturkatastrophen zusammen. Ich will die Tabuzone brechen und mich für das Thema Suizid bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einsetzen.

2020 haben sich 508 Menschen im Alter bis 22 Jahren das Leben genommen. Alle 17 Stunden ein junger Mensch. Im Frühjahr 2021 während des Lockdowns hat sich die Zahl sogar verdreifacht. Gründe hierfür sind u.a. Verzweiflung, Vereinsamung und fehlende Wertschätzung.

Ich habe im engsten Freundeskreis zwei junge Menschen im Alter von 15 und 22 Jahren durch Suizid verloren. Sie hinterlassen keinen Abschiedsbrief, wie im Fernsehen fälschlicherweise dargestellt. Sie hinterlassen verzweifelte, traumatisierte Eltern, Geschwister und Angehörige, die mit diesem Verlust nicht klarkommen. Viele zerbrechen an den Schuldgefühlen und an der Trauer.

Von den jungen Menschen gehen meistens Warnsignale voraus, die erkannt werden müssen.

Wir brauchen zur Prävention niedrigschwellige Hilfs- und Unterstützungsangebote, den Ausbau der Telefonseelsorge und mehr Schulsozialarbeiter*innen in unseren Schulen, in allen Schulformen. Wer schon einmal einen Termin bei einem/einer Kinder- und Jugend Psycholog*in haben wollte, weiß, dass eine Wartezeit von sechs Monaten keine Seltenheit ist. Auch hier muss dringend nachjustiert werden, wir brauchen mehr Kinder- und Jugendpsycholog*innen. Wir müssen den Ausbau der lokal kooperierenden Institutionen und Hilfsnetzwerke voranbringen.

Durch meine persönliche Erfahrung in meinem Freundeskreis hat mich dieses Thema sehr betroffen und traurig gemacht.

Ich bitte euch inständig um Unterstützung, weil ich weiß, dass ich auf Landesebene für dieses wichtige Tabuthema mehr bewegen und erreichen kann.

Ich will, dass wir die jungen verzweifelten Menschen erreichen und versuchen, ihnen ein positives Gefühl für das Leben zu vermitteln. Bitte unterstützt mich bei dieser wichtigen Aufgabe.